[Ahrensbök]
Die angenommene Lage:
Die Bereitschaftspolizei Schleswig-Holstein führt seit einigen Stunden eine Durchsuchung auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Bösdorf, Kreis Plön, durch. Den Ermittlungen zufolge soll sich dort das Entrümpelungsunternehmen Gebrüder Schnell & Schlecht in einer Scheune niedergelassen und illegale Abfallentsorgung betrieben haben.
Bei der Razzia wurden zwar keine Abfälle gefunden, jedoch Hinweise darauf, dass die Scheune kurz vor dem Eintreffen der Polizei geräumt worden war. Anwohner berichteten von einem erhöhten Verkehrsaufkommen mit LKW, Transportern und PKW mit Anhängern.
Ein Anwohner, der in Richtung Sarau unterwegs war, gab an, einem vom Hof kommenden Transporter gefolgt zu sein. Dieser habe die L306 weiter Richtung Süden befahren. Aufgrund vorheriger Einsätze Ende Januar 2025 im Spechserholz wird vermutet, dass sich die Firma Schnell & Schlecht eine neue Lagermöglichkeit im Umkreis von Ahrensbök gesucht hat.
Kurz darauf meldete eine Passantin eine Verpackung mit dem Symbol „Radioaktiv“ und wählte den Notruf 112.
Stichwort: TH-XY – Gefährliche Stoffe beseitigen
Einsatzort: Hülsdiek 2a, 23623 Ahrensbök

Die zuerst eintreffende Feuerwehr Ahrensbök erkundete im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Lage und sprach mit der Passantin, die die Einsatzkräfte über das Paket und dessen Fundort mit dem radioaktiven Aufkleber informierte. Für die Feuerwehr Ahrensbök entwickelte sich daraus eine klassische GAMS-Lage:
Was ist GAMS?
• G – Gefahr erkennen
→ Feststellen, ob es sich um einen Gefahrstoffeinsatz handelt. Anzeichen können sein: ungewöhnlicher Geruch, Rauchfarbe, Beschriftungen auf Fahrzeugen/Containern, Verletzte mit unklaren Symptomen etc.
• A – Absperren
→ Die Einsatzstelle weiträumig absperren, um Einsatzkräfte und Bevölkerung zu schützen. Sicherheitsabstände beachten!
• M – Menschenrettung durchführen
→ Menschenrettung hat oberste Priorität – aber nur unter Eigenschutz! Kein unnötiges Risiko eingehen.
• S – Spezialkräfte nachfordern
→ Fachkräfte wie Gefahrgutzüge, CBRN-Einheiten oder andere spezialisierte Einheiten frühzeitig alarmieren.
Daraufhin alarmierte die Feuerwehr Ahrensbök den Löschzug Gefahrgut (LZG-Süd), bestehend aus der Erkundungsgruppe Ahrensbök, der Erkundungsgruppe Bad Schwartau sowie der Erkundungsgruppe Stockelsdorf.
Die Durchfahrt Hülsdiek musste für etwa zwei Stunden durch die Feuerwehr gesperrt werden.









Während sich die Erkundungsgruppe der Feuerwehr Ahrensbök mit Atemschutz und Schutzkleidung ausrüstete, um den vermuteten Ablageort zu erkunden und Messungen durchzuführen, sowie parallel das Führungsfahrzeug in Betrieb nahm, bereitete die Erkundungsgruppe der Feuerwehr Bad Schwartau die Messtechnik vor. Die Erkundungsgruppe der Feuerwehr Stockelsdorf baute derweil einen Dekontaminationsbereich auf.
Um die Übung herausfordernder zu gestalten, verteilte Heino Klüß, stellvertretender LZG-Zugführer und Planer der Übung, mehrere Karten mit angenommenen Messwerten im und am Gebäude eines Elektrofachbetriebs.
In dieser simulierten A-Lage erkundete ein Trupp die Gefahrenstelle und übermittelte sowohl die Lage der Messwerte als auch räumliche Bezugspunkte an die Einsatzleitung. So konnte eine detaillierte Lagekarte der Einsatzstelle mit den zugehörigen Messwerten erstellt werden.




Obwohl der ungefährliche Messstrahler gut auf einer Empore versteckt war, konnte er durch den Angriffstrupp aufgespürt und eindeutig identifiziert werden.

Anschließend verließ der Angriffstrupp die Einsatzstelle, wurde dekontaminiert und unterstützte die Einsatzleitung bei der Vervollständigung der Lagekarte sowie der Eintragung der Position der angenommenen Gefahrenquelle.
Ein zweiter, dreiköpfiger Trupp machte sich mit einem Bleibehälter auf den Weg zum Gefahrenbereich, um den Messstrahler in einem rollbaren Bleitresor gesichert zu bergen.

Nach rund zwei Stunden war die Übung beendet – alle Einsatzkräfte waren dekontaminiert, und die angenommene Gefahrenquelle wurde erfolgreich gesichert.
Zum Abschluss der erfolgreichen und fordernden Übung wurde der stellvertretende Zugführer Heino Klüß, der dieses Amt seit 2017 innehatte, feierlich verabschiedet.