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Ein Jahr TF-Ausbildung digital

Daniela Knoop und Toni Stockheim

Daniela Knoop und Toni Stockheim

Vor genau einem Jahr hat der Kreisfeuerwehrverband Ostholstein die Truppführerausbildung vollständig neu organisiert. Der Weg dorthin war lang: Die Umstellung erforderte über ein Jahr intensiver Vorbereitungen.

Von drei Lehrgangsblöcken zur kompakten Praxisphase

Der ursprüngliche Truppführerlehrgang bestand aus den Modulen TF1, TF2 und TF3, jeweils an einem Freitag und Samstag – ein Zeitrahmen, der sich für viele Teilnehmer über 12 bis 18 Monate erstreckte. Heute erfolgt die Ausbildung in einem kompakten, zweiwöchigen Format: An zwei aufeinanderfolgenden Samstagen werden ausschließlich praktische Inhalte vermittelt sowie Gruppenarbeiten durchgeführt.

Für diese Umstellung musste das komplette Lehrgangskonzept neu gedacht werden: Lehrpläne, Inhalte und Zeitstrukturen wurden angepasst. Der klassische Frontalunterricht an den Freitagen entfällt nun vollständig. Auch die Theorieanteile, die zuvor an den Samstagen integriert waren, wurden durch die Selbstlernphase via E-Learning ersetzt.

Mehr Praxis, strukturierter Ablauf

Die Umstellung beeinflusste nicht nur den Lehrgang selbst, sondern auch die gesamte Jahresplanung des Kreisfeuerwehrverbandes. Statt vorwiegend an den Übungsplatten zu arbeiten, liegt der Fokus inzwischen verstärkt auf realitätsnaher Praxisausbildung – möglich gemacht durch den gewonnenen zeitlichen Spielraum. Statt fünf Lehrgänge pro Jahr finden dadurch gleich acht Lehrgänge pro Jahr statt, denen jedem eine ca. vierwöchige Selbstlernphase vorausgeht.

Ablauf des Lehrgangs

1. Wochenende:

ZeitThema
08:00–08:45Gefahren an der Einsatzstelle
09:15–10:00Brandmeldeanlage
10:15–11:00Unterflurhydrant / Schlauchturm – Einsatz ohne Bereitstellung
11:15–12:00Steckleiter – Übung
12:30–13:15Offene Wasserentnahmestelle – Wasser-Trupp-Führer (Übung)
13:30–14:15Brandbekämpfung – Holzplatz mit PV-Anlage (B-Rohr/Riegelstellung)
14:30–15:15GAMS – Übung
15:30–16:15Überflurhydrant – Werkstattbrand mit Bereitstellung

2. Wochenende:

ZeitThema
07:45–08:30Wahrnehmung – Theorie
09:00–09:45Wärmebildkamera – Übung
09:45–10:30Verkehrsunfall – Übung
10:30–11:15PKW-Brand im Carport – AUTO-REGEL (Übung)
11:15–12:00Hygiene – Theorie für alle gemeinsam
12:45–13:45Abschlussübung – Schlauchturm
13:45–14:45Abschlussübung – Plattenübung (Aldi)
14:45–15:45Abschlussübung – mit Funk

Die neue Struktur bringt auch neue Anforderungen an das Übungsgelände und die benötigten Materialien wie Leitern, Schläuche, Verteiler oder Wärmebildkameras mit sich. Zudem ist die parallele Nutzung der FTZ durch andere Ausbildungssparten oft eine logistische Herausforderung, insbesondere während der aktuellen Neu- und Umbauphase.

Digitale Lernplattform als Basis

Die theoretische Ausbildung erfolgt aktuell über das Feuerwehr e-Learning Gruppenportal der 3minds online GmbH aus Jülich:
https://gruppen.feuerwehr-e-learning.de/

Dieses Portal enthält eine angepasste Version der Basislehrgänge Truppführung wie auch weitere Lehrgänge und Fortbildungen. Die Inhalte wurden unter anderem von Heino Klüß (Kreisfachwart für Ausbildung), Daniela Knoop, Toni Stockheim (Lehrgangsleitung), Mathias Hamann (Kreisausbilder) sowie Jörg Schiessler (Kreisfachwart EDV) auf Grundlage der FwDV 2 speziell für die Anforderungen im ländlich geprägten Ostholstein angepasst.

„Wir haben 127 Feuerwehren mit 4.054 Aktiven – von kleinen Wehren mit einem TSF bis hin zu großen Stützpunktwehren mit mehreren HLFs. Jeder Teilnehmer muss dieselben Voraussetzungen erhalten – unabhängig davon, ob er Zugriff auf eine Brandmeldeanlage oder eine Wärmebildkamera hat oder nicht“, erklärt Heino Klüß.

Die Ausgangslage ist jedoch nicht immer einheitlich: Die Truppmannausbildung erfolgt auf Amts- bzw. Gemeindeebene (durch die Träger der Feuerwehren), wodurch die Teilnehmer unterschiedliche Wissensstände mitbringen.

Selbstlernphase als Herausforderung

Laut FwDV 2 ist ein Mindestumfang von 35 Stunden für die Truppführerausbildung vorgeschrieben. Etwa 20 Stunden entfallen davon auf das Selbststudium. „Das verlangt viel Selbstdisziplin von den Teilnehmern. Nicht jeder investiert die notwendige Zeit frühzeitig. Besonders gegen Ende der Selbstlernphase müssen wir regelmäßig motivieren und erinnern“, so Heino Klüß weiter.

Praxisanpassungen und Evaluation

„Auch der Praxisteil wurde komplett überarbeitet“, berichtet Daniela Knoop, Lehrgangsleiterin. „Wir konnten nicht einfach vom Frontalunterricht auf „Online“ umstellen. Wir haben bereits zweimal aus den bisherigen Erfahrungen Anpassungen vorgenommen – und werden dies voraussichtlich in der Sommerpause erneut mit den Ausbildern gemeinsam prüfen.“
Insgesamt kommt die freie Zeiteinteilung durch das E-Learning bei den Teilnehmern sehr gut an. Am Ende eines jedes Lehrgangs führen wir mit allen Teilnehmern ein kurzes Review durch, um uns Feedback einzuholen“, was wir weiter verbessern können, ergänzt Daniela Knoop.

Mehr Verwaltungsaufwand – mehr Planung

Die neue Struktur bringt auch veränderte Abläufe in der Geschäftsstelle mit sich. Bei kurzfristigen Absagen oder Krankheit müssen Lizenzen neu vergeben, E-Mails verschickt und Verwaltungsaufgaben erledigt werden. Selbst der technische Support muss zuverlässig sichergestellt sein.

All das wird frühzeitig geplant: In einer gemeinsamen Videokonferenz – einem Kick-off-Meeting – werden alle organisatorischen und technischen Details vermittelt. Ziel ist es, jedem angehenden Truppführer einen erfolgreichen Lehrgangsabschluss zu ermöglichen.

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