Jahresrückblick 2017 des Kreiswehrführers

Stockelsdorf, den 10.02.2018






Die Leistungsfähigkeit der Freiwilligen Feuerwehren im Kreises Ostholstein ist eines der zentralen Themen, über die sich der Kreisfeuerwehrverband Ostholstein mit einigen Gemeinden und Feuerwehren beginnend im Jahr 2017 Gedanken machen musste.

Ich war teilweise erschrocken, wie leichtfertig einige Verwaltungen und auch Führungskräfte mit dem Fortbestand einiger Feuerwehren und somit ihrer Verantwortung zur Sicherheit in ihrem Zuständigkeitsbereich umgehen. Durch viele Zusammentreffen mit den zuständigen Führungskräften und Verwaltungsfachleute konnten wir bei einigen Feuerwehren zumindest darauf hinwirken, dass intensivere Massnahmen durchgeführt werden müssen, um eine deutliche Verbesserung des Mitgliederbestandes zu erwirken.

Unter der jetzigen Kreiswehrführung sind Themen wie Aufgabenübertragungen von Brandschutzleistungen an Andere, Zusammenlegungen von Wehren und Auflösungen unter Beibehaltung von Löschgruppen keine Lösung. Wir setzen uns vehement für den Erhalt der Wehren ein. 2017 haben wir es geschafft, nach einigen Jahren von Verlusten, keine Feuerwehr zu verlieren. 131 Freiwillige Feuerwehren stehen für die Hilfe am Nächsten einsatzbereit zur Verfügung. Daran wird die Kreiswehrführung weiterhin arbeiten. Wir wissen, dass es strukturbedingt in einigen Regionen schon jetzt schwierig ist. Wir kämpfen um jeden Bestand einer Feuerwehr, um den Bürgern vernünftige Hilfe in den Gemeindegebieten anbieten zu können. Die Verwaltungen und Wehren müssen selbst aktiv werden. Die Erfahrung zeigt, dass einfache Anschreiben und die Durchführung von Veranstaltungen wie „Tag der offenen Tür“ bei weitem nicht ausreichen, wenn nicht sogar vergebens sind. Teilweise verhallen solche Aktionen im Nimmerland. Nur durch persönliche Ansprachen, klingeln an der Haustür, mitschnacken im Freundeskreis -also nur durch persönliche Kontakte- konnte es geschafft werden, am effektivsten neue Mitglieder für die Freiwilligen Feuerwehren zu gewinnen und Auflösungsgedanken schnell zu vergessen.

Dies zeigten viele positive Maßnahmen von kleineren Wehren. Großartig waren auch einige herausragende Aktionen von Feuerwehren in Ostholstein, die mal durch ganz andere Wege auf sich und die personelle, missliche Situation aufmerksam machten. Beispielhaft ist die Feuerwehr Haffkrug bei der Teilnahme an einem Umzug mit „in den Jahre gekommener, vergrauter Feuerwehrleute“ zu nennen; die Feuerwehren Heiligenhafen und Großenbrode, die zusammen mit dem Arbeiter Samariter Bund beim Maibaumaufstellen im Zentrum von Heiligenhafen einen so genannten Flashmob durchgeführt haben. Das ist eine kurzzeitige, unangekündigte aber durchaus für das Publikum überraschende Aktion in der Öffentlichkeit, um auf sich oder seine Arbeit aufmerksam zu machen. Hierbei ging es natürlich darum, nach dem Motto „Wer hilft uns helfen?“ neue Mitglieder für die Organisationen zu aktivieren. Aber auch Flori Feuer, der feuerlöschende Drache in Feuerwehrkluft aus Ratekau, ist eine tolle, effektive Idee, Feuerwehrmitglieder zu gewinnen und in der Öffentlichkeit Werbung zu machen.

Ihr lasst Euch etwas einfallen. So konnte der Mitgliederbestand entgegen dem bisherigen Trend um ca. 70 neue Kameradinnen und Kameraden verbessert werden. Wir starten mit dem besten Mitgliederbestand der letzten 5 Jahre in das Jahr 2018: 5.831 Frauen und Männer versehen ihren ehrenamtlichen Feuerwehrdienst in Ostholstein. Ebenso ist die Einsatzabteilung, also diejenigen, die per Alarm auf Grund ihres Alters ausrücken können, auf 3.793 Einsatzkräfte gestiegen. Darauf können wir alle stolz sein.

Aber bitte, ruht euch jetzt nicht aus. Wir werden alle nicht jünger und wir brauchen immer wieder neue Kräfte, die einsatzfähig das Leben von Mensch und Tier, das Hab und Gut von Einwohnern und Gästen von Ostholstein retten und schützen können. Der Vorstand des Kreisfeuerwehrverbandes (KFV) will dringend die nächsten Jahre weiterhin diesen positiven Mitgliedertrend halten, verstärken und Werbemöglichkeiten ausloten, die als Hilfestellung den Wehren an die Hand geben werden sollen, zumal sich aufgrund der normalen Altersentwicklung das Durchschnittsalter in den Wehren immer weiter erhöht. Wir werden eine Arbeitsgruppe einrichten, die sich weiter mit diesem Thema beschäftigt. Vielen Dank an die Kameradinnen und Kameraden, die sich bereit erklärt haben, dort mit zu arbeiten.

Ich danke auch den rund 100 Kreisausbilderinnen und Kreisausbildern, die von Woche zu Woche -hauptsächlich am Wochenende- an 91 Lehrgängen über 1.500 Teilnehmer unterrichtet haben und auch in der Woche über 1.200 Atemschutzkräfte im Brandgewöhnungscontainer und der Atemschutzübungsstrecke auf den Heißeinsatz unter schwerem Atemschutz vorbereitet haben. Michael Bendt als hauptverantwortlicher Fachwart für Ausbildung hat es dabei verstanden, neben dem Ausbildungsalltag immer wieder Neuerungen und Veränderungen im Lehrgangs-und Ausbildungswesen umzusetzen. Man konnte bei vielen Treffen spüren, dass Du Dich vehement für die Sache einsetzt und mit unseren Kreisausbildern ein super Team geformt hast. Allen Kreisausbildern meinen Respekt für diesen Aufwand auch im Namen aller Kameradinnen und Kameraden, die bei euch etwas lernen konnten.

Dem KFV ist die Ausbildung wichtig. So konnten wir das alte Ausbildungs-TSF gegen ein klein wenig jüngeres Fahrzeug, einen Rüstwagen ersetzen, den wir auf Grund einer Neubeschaffung vor dem Weggang aus Ostholstein retten konnten. Der RW steht schon in der FTZ und bekommt in den nächsten 1,5 Jahren ein weiteres Ausbildungsfahrzeug an die Seite. Die Kreiswehrführung hat den Fachdienst Sicherheit und Ordnung überzeugen können, dass eine vernünftige Ausbildung auch an Neufahrzeugen durchgeführt werden muss, die dem jetzigen technischen Standard von modernen Feuerwehrfahrzeugen und Geräten entsprechen. So kann ich stolz verkünden, dass in 2017 durch unsere Beantragung und den positiven Haushaltsbeschlüssen des Kreises die Weichen für die Anschaffung eines HLF 10 gestellt wurden. Es wurde zügig eine Arbeitsgruppe des KFV ins Leben gerufen, die die technischen Notwendigkeiten eines modernen Löschfahrzeuges zusammenstellen und zur Ausschreibung an den Kreis Ostholstein übergeben wird . 230.000,- € hat der Kreis OH bewilligt. Vielen Dank dafür. Sie haben uns Feuerwehren damit gezeigt, dass der Kreis Ostholstein nicht nur hinter seinen Aussagen in Grussworten steht, sondern ihrer Verantwortung zur überörtlichen Sicherstellung von wichtigen Aufgaben bewusst ist und die Worte auch umsetzt. So macht unser Ausbildungsauftrag, den wir vor einigen Jahrzehnten vom Kreis OH per Vertrag übertragen bekommen haben, wirklich Spass.

Wenig Spass hatten wir wieder bei zahlreichen Grosseinsätzen im Kreisgebiet. Es waren einige Grossbrände zu verzeichnen, die die Feuerwehrkräfte über viele Stunden beschäftigt haben. Beispielhaft zu nennen sind die Feuer in einer Kleingartenanlage in Eutin, einer Tribüne eines Reitplatzes in Burg, einer kombinierten Wohn-und Geschäftsscheune in Hemmelsdorf, eines Restaurantbetriebes in Neustadt-Pelzerhaken, einer Gaststätte auf einem Campingplatz in Ostermade, einer großen landwirtschaftlichen Scheune in Stolperhufen bei Schönwalde, einer Reetdachscheune in Sierhagen, eine Lager- und Maschinenhalle in Testorf bei Hansühn. Daneben beschäftigten uns ebenso zahlreiche Wohnungsbrände, Feuer von Gartenlauben und sonstigen Holzschuppen oder -anbauten und des Öfteren gleichzeitige PKW-Brände, aber auch zahlreiche schwere Verkehrsunfälle, leider mit einer erheblichen Anzahl von Verletzten und auch Toten.


Drei Unwetterlagen beschäftigten uns im Januar und insbesondere im Oktober des Jahres 2017. Im Januar waren es vornehmlich die Hochwasserlagen an der Ostseeküste, die die Wehren auf Fehmarn, Heiligenhafen, in Neustadt, aus der Gemeinde Wangels am Weißenhäuser Strand und Niendorf/Ostsee zu Sandsack-und Pumpeinsätzen forderten. Im Oktober waren es zweimal Sturm und Regen, die uns Einsatzkräften wiedermal ordentlich zu schaffen machten. Teilweise an altbekannten Stellen, aber diesmal auch mit erheblichen Windbrüchen verbunden. Die flächendeckende Kommunikation mit der Leitstelle kam technisch bedingt zum Erliegen. Teilweise war erst nach Stunden wieder ein einigermaßen koordinierter Funkverkehr möglich. Hier zeigt sich, dass das Einsatzkonzept des Kreisfeuerwehrverbandes aus dem Jahr 2014, dass zurzeit noch nicht umgesetzt ist, dringend Abhilfe schaffen könnte. Aber auch eine technisch, baulich oder personelle Aufstockung der Leitstelle Süd ist aus Sicht der Feuerwehr und den anderen Hilfeleistungsorganisationen notwendig, um der zunehmenden Anzahl von Ein-sätzen und Hilfesuchenden adäquat entgegentreten zu können. Die Anzahl der gesamten Einsätze im Jahre 2017 ist um 4% auf 3.136 gestiegen, darunter eine Verdoppelung der Unwettereinsätze auf 701 Einsätze.


Die Umrüstung von analogen auf digitalen Funkbetrieb konnte Ende 2017 nahezu abgeschlossen werden. Es wurde ohne große Komplikationen umgesetzt. Ein Wehrmutstropfen ist die veränderte Empfangs- und Sendeleistung im Einsatzstellenfunk mit Handfunkgeräten gerade in größeren Gebäuden. Weiterhin müssen alle Benutzer im technischen Umgang disziplinierter vorgehen, als sie es mit analogen Funkgeräten gewohnt waren. Das erfordert noch eine konsequente Aus- und Fortbildung am Gerät aber auch eine technische Verbesserung von manchen Bedienelementen, die z.B. auch Atemschutzgeräteträger nutzen müssen.


Die Förderung von Anschaffungen der Feuerwehren bzw. der Gemeinden ist weiterhin ein zentrales Thema, mit dem wir uns zusammen mit dem zuständigen Fachdienst des Kreises OH in 2017 auseinandergesetzt haben. Zurzeit sind es hauptsächlich Fahrzeug-Ersatzbeschaffungen, wobei hier manche Ideen von Feuerwehren und Gemeindewehrführern auch im Einklang mit Förderrichtlinien und der Risikoabdeckung in den jeweiligen Einsatzbereichen gebracht werden mussten. Das ist kein leichtes Unterfangen für die Kreiswehrführung. Manchen harten Kampf galt es mit Verwaltung und Führungskräften zu führen. Dabei galt es in 2017 auf der einen Seite die Verhältnismäßigkeit zu prüfen und durchzusetzen, auf der anderen Seite aber immer zu sehen, dass der Sparzwang auch den Mindestbedarf abdeckt. Kein leichtes Unterfangen bei den heutigen Bedürfnissen der Wehren und der angespannten Haushaltslage der Gemeinden. Ich mache hiermit darauf aufmerksam, dass unser Programm einer höheren Förderung von Großfahrzeugen Ende dieses Jahres ausläuft. Anträge können noch bis Ende Dezember 2018 gestellt werden. Für eine geplante Veränderung der Förderrichtlinien durch das Land Schleswig-Holstein wurde vom KFV OH im Jahr 2017 einige Vorschläge unterbreitet, damit eine Bezuschussung auf breiter Ebene möglich ist.

Zu den zentralen Themen, die uns Feuerwehren in Ostholstein beschäftigt haben, gehörte auch der zukünftige Ausbau und Gestaltung der Bahn-Hinterlandanbindung im Zuge der Festen Beltquerung. Hier sind im Jahr 2017 zunächst die Feuerwehren des Kreisnordens in die Planung der Deutschen Bahn mit eingebunden gewesen, die einsatzfähig die neuen Strecken bedienen müssen. Die Bahn wird baulich Rettungszuwegungen erstellen, die durch diese Gespräche auch an die Bedürfnisse der Gemeinden und Feuerwehren entsprechend baulich und verkehrstechnisch angepasst werden. Ebenso ist in 2017 von der Kreiswehrführung die überörtliche Ausstattung von Wehren mit Bahnrettungsgerät und die Erweiterung des Übungsplatzes mit Bahngleisen, Wagon und Oberleitung mit der Bahn diskutiert worden. Die Bahn hat Unterstützung signalisiert.


Ich danke auf diesem Wege allen 131 Freiwilligen Feuerwehren des Kreises OH, allen Kräften in den Feuerwehrbereitschaften, im Löschzug Gefahrgut und in der Technischen Einsatzleitung des Kreises OH. Ihr alle habt in 2017 -und darüber hinaus- dazu beigetragen, das positive Bild aller Feuerwehren in der Öffentlichkeit zu stärken. Ihr habt in der Öffentlichkeit insbesondere bei den Einsätzen, Übungen, den Leistungsbewertungen und anderen Veranstaltungen gezeigt, dass in der heutigen Zeit neben Hass und Krawall auch eine funktionierende Kameradschaft bereit ist, anderen uneigennützig zu helfen. Zum anderen ist es sehr wichtig, auch nach außen zu zeigen, dass jede Feuerwehr ihren Platz in der Feuerwehrgemeinschaft hier im Kreis Ostholstein hat.


Thorsten Plath
Kreisbrandmeister




Seinen Jahresrückblick (für 2017) hielt KBM Thorsten Plath