Jahresrückblick 2016 des Kreiswehrführers
Timmendorfer Strand, den 11.02.2017
Nachwuchsgewinnung ist immer noch eines der zentralen
Themen, um das wir Feuerwehren und Gemeinden uns in Ostholstein
Gedanken machen müssen.
In den Ortschaften Schulendorf in der Gemeinde Scharbeutz und
Güldenstein in der Gemeinde Harmsdorf haben wir leider den
Kampf verloren. Dort gibt es nicht genug Einwohner, die in die
Feuerwehr eintreten können. Diese beiden Feuerwehren wurden
2016 entsprechend aufgelöst, weil ihre
Leistungsfähigkeit aufgrund von zu wenig Personal nicht mehr
gegeben war. Deren Ausrückebezirke werden jetzt andere
Feuerwehren zusätzlich abdecken. Auf sie kommt jetzt eine
besondere Verantwortung hinzu, um den dortigen Einwohnern und
Gästen in der festgesetzten Hilfsfrist von 10 Minuten
adäquat helfen zu können. In anderen Orten wie zum
Beispiel Majenfelde-Quisdorf in der Gemeinde Bosau oder Grammdorf in
der Gemeinde Wangels gehen zur Zeit die Bemühungen weiter,
neue Kräfte für die Feuerwehr zu gewinnen.
Werbeaktionen der Feuerwehr, Mitgliederwerbung von Haustür zu
Haustür, Anschreiben durch die Verwaltungen, Aufrufe in den
örtlichen Zeitungen sind zurzeit die gängigen
Versuche, neue Mitglieder für die Feuerwehr zu werben. Aber es
liegt an jedem Bürger selbst zu entscheiden, sich ehrenamtlich
bei einer Hilfeleistungsorganisation, insbesondere der Feuerwehr,
anzuschliessen, um Feuerwehren zu stärken und damit anderen
betroffenen Bürgern helfen zu können.
Erfreulich in Ostholstein ist, dass 2016 zwei neue Jugendfeuerwehren
und drei Kinderfeuerwehren gegründet werden konnten. Diese
Entscheidungen tun der positiven Entwicklung unseres Nachwuchses gut,
das tut der Weiterentwicklung der Feuerwehren gut, solche
Entscheidungen und Neugründungen sind Gold wert. Aus Sicht des
Kreisfeuerwehrverbandes gibt es in den
flächenmäßig großen Gemeinden
noch Potenzial für weitere neue Jugendabteilungen in den
aktiven Feuerwehren.
Wahnwitzige Ideen von einigen Gemeindevertretern
zur Auflösung oder Zusammenlegungen von Feuerwehren, um aus
zwei kleinen Wehren eine grosse Wehr zu bilden, sind höchstens
aus finanziellen Sparzwängen hinaus entstanden. Sie bedeuten
aber aus meiner Sicht eine Mehrbelastung dieser zusammengesetzten
Wehren, die eher zu Lasten einer vernünftigen Kameradschaft
gehen und das Ziel der Mitgliederverstärkung dann schnell
wieder ins Gegenteil umschlagen lässt. Dann ist die
Gewährleistung der Sicherheit in den Gemeinden nur scheinbar
gegeben. Meine Bitte an diese Gemeindevertreter ist es:
“Unterstützen Sie bitte die Bemühungen der
Wehren und Verwaltungen, machen Sie mit bei den Hausbesuchen und
überzeugen Sie ihre Wähler in ihren Bezirken, bei der
Feuerwehr mitzumachen. Dann haben Sie sich positiv für die
Feuerwehren und die Sicherheit der Bürger eingesetzt.
Auflösungsgedanken sind keine Hilfe!“
Der Kreisfeuerwehrverband hat in 2016 seine 3.800 aktiven Mitglieder in
den Feuerwehren durch die Ausbildung an der Feuerwehrtechnischen
Zentrale auf den Einsatzdienst der Feuerwehr ausreichend technisch aus-
und fortgebildet. Nahezu 1.800 Teilnehmern in fast 100
Lehrgängen und zusätzlich circa 1.200
Atemschutzgeräteträger in ebenso ca. 100
Übungen in der Atemschutzstrecke und dem Brandcontainer wurden
von über 90 Kreisausbilderinnen und -ausbildern geschult.
Neu
waren u.a. die Ausbildung in Digitalfunk (Multiplikatorenausbildung)
und Schulungen im Umgang mit der neuen Form von Kameradschaftskassen.
<br>
<br>
Mit finanzieller Unterstützung des Kreises Ostholstein wurden
neben der Abwicklung der Ausbildung auch einige kleinere und
größere Anschaffungen vorgenommen, die der
Ausbildung zu Gute kommen. Ich nenne dabei beispielsweise die
Inbetriebnahme des Baumbiegesimulators, die Anschaffung einer neuen
Tragkraftspritze für die Maschinistenausbildung, die
Erneuerung der Funkausbildungstechnik und
–räumlichkeiten aber auch die Erneuerung von
Ausbildungslaptops für die Lehrräume.
Wie wichtig eine fundierte Aus- und Fortbildung ist, zeigt sich in der
zunehmenden Anzahl von großen, schwerwiegenden
Einsätzen, die es in 2016 zu bewältigen galt. Ich
nenne die grossen Scheunenbrände in Avendorf auf Fehmarn,
Ahrensbök, Rosenfelde bei Grube, Schwienkuhl bei Lensahn und
in Cismarfelde aber auch die Grossfeuer in den Ostseebädern
Heiligenhafen, Kellenhusen, Orth auf Fehmarn und Timmendorfer Strand
und einer Biogasanlage in Schürsdorf, Gem. Scharbeutz, die
manchmal bis zu 260 Einsatzkräfte über mehrere 10
Stunden beschäftigt haben. In Haffkrug, Ratekau, Benz und
Ahrensbök wurden bei größeren Feuern in
Wohnhäusern auch Anwohner in der Art betroffen, dass sie
vorübergehend andere Unterkünfte nutzen mussten. Hier
zeigt sich mal wieder die große funktionierende
Feuerwehrfamilie, denn auch viele kleine Ortswehren wurde bei den
genannten Grossfeuern mit hinzugezogen. Sie halfen mit
Atemschutzgeräteträgern aus und sorgten zudem
für Ablösungen. Die Feuerwehr Scharbeutz war
außerdem im Stadtgebiet Lübeck bei einem
mehrtägigen Grossfeuer mit ihrem Gelenkmast involviert.
Aber
auch zahlreiche schwere Verkehrsunfälle und
Bahnunfälle, bei denen viele Betroffene ihr Leben lassen
mussten, sorgten dafür, dass die Feuerwehren Ostholsteins mit
schwerem hydraulischen Rettungsgerät tätig werden
mussten und dabei manchmal mit dem Leid dieser Betroffenen konfrontiert
wurden. Da ist die psychosoziale Unterstützung durch
hauptamtliche Pastoren und ehrenamtlichen Feuerwehrhelfern
unentbehrlich. Ich bin froh, dass wir in Ostholstein eine
funktionierende Einheit dieser Kräfte haben.
Von
Unwettereinsätzen wurden die Wehren Ostholsteins auch in 2016
nicht verschont, im Juni sorgten Sturm und Regen und im Laufe des
Jahres sogar eine Windhose für über 120
Einsätze im Minutentakt.
Es zeigt sich auch, dass die
anfänglich kritisierte neue Alarmierungsform der Leitstelle
SÜD (IRLS) langsam aber sicher wirksamer greift. Cobra 4
heißt die neue Alarmierungssoftware. Eingeschränkte
Tagesverfügbarkeit wird durch zusätzliche Alarmierung
von Nachbarwehren kompensiert. Allerdings wurde deutlich, dass bei
vermeintlich schlimmen telefonischen Meldungen der Anrufer
über 112 und die daraus resultierenden Einschätzungen
der Leitstellendisponenten eine manchmal hohe Anzahl von Feuerwehren
mobilisiert wurde, die eigentlich gar nicht nötig getan
hätte. Sehr zum Wohl der Betroffenen, sehr zum Leid von uns
Feuerwehrleuten, die ihre Arbeitgeber verprellen und für so
manche Lappalie zum Einsatzort eilen. Aber wer weiß das schon
vorher. Die Vielzahl an Türöffnungen und
Auslösungen von Brandmeldeanlagen sind auch
diskussionswürdig. Wenn Menschen akut um Hilfe bitten, ist ein
schneller Feuerwehreinsatz gerechtfertigt. Bei vermissten Personen, die
schon tagelang nicht gesehen wurden oder bei seit Tagen verschlossenen
Wohnungen mit runtergelassenen Rollläden, bitte ich zu
überlegen, ob nicht Schlossnotdienste manchmal die richtige
Wahl der Mittel ist. Bei Brandmeldeanlagen bitte ich auch die
Gemeinden, den Betreibern von Brandmeldeanlagen mal deutlich zu machen,
wie sie Fehlauslösungen und somit unnötige
Einsätze von Feuerwehren vermeiden können.
Dass viele
Einsätze auch für Feuerwehrkräfte nicht ganz
ungefährlich sind, mussten einige verletzte Feuerwehrleute am
eigenen Leib erleben. In Grömitz und auf Fehmarn wurden zwei
Feuerwehrleute bei Feuern durch Rauchgas verletzt, in
Ahrensbök wurde gar ein Feuerwehrmann durch Stromschlag bei
einem Kellerbrand überrascht. Über 60
Einsatzkräfte mussten nach Freiwerden von möglichen
giftigen Verbrennungsrückständen bei einem Feuer mit
Düngemittel untersucht werden. Einige von ihnen klagten
über Atemwegsreizungen. Zum Glück gab es keine
ernsthaften Schäden oder Folgen zu beklagen.
Eine grossorganisierte Realübung im Hansapark in den
Herbstferien rundete den Alltag der Feuerwehren und anderer
Hilfeleistungsorganisationen ab. Es galt zahlreiche Szenarien
gleichzeitig abzuarbeiten, darunter Feuer, Rettung von eingeschlossenen
und verschütteten Personen, Wasserrettung, technische
Hilfeleistung mittels Einsatz von hydraulischen
Rettungsgeräten,
Einsatz von Motorsägen sowie Wassertransporte über
lange Wegstrecken. Die Kommunikation untereinander aber auch die
Versorgung, der Abtransport und die Behandlung von einer Vielzahl von
„Verletzten“ –immerhin ist mit bis zu
11.000 betroffenen Personen zu rechnen- im Zusammenwirken mit
Rettungsdienst und Krankenhaus wurde geübt. Neben den vielen
erfolgreichen Massnahmen vor Ort gab es aber auch viele Feststellungen,
wie Einsätze im Hansapark wirkungsvoller abgewickelt werden
können. Somit ist so eine Übung ein Erfolg, wenn
ausreichend Lehren daraus gezogen werden konnten. Und das haben wir.
Erfreulich ist auch festzuhalten, dass es eine Feuerwehr in 2016 gewagt
hat, sich der Leistungsbewertung Roter Hahn der Sonderstufe
–also die höchste Bewertung nach der bisher letzten
5. Stufe- zu stellen. Und zwar mir sehr gutem Erfolg und hervorragenden
Leistungen. Es handelt sich um die FF Offendorf aus der Gemeinde
Ratekau. Eure Leistung war wirklich herausragend und sehenswert. Meinen
Glückwunsch dazu.
Weiterhin sind Themen wie feste Beltquerung, Wasserrettung,
Gefahrgutkonzept, Lehrgangskonzept, Fahrzeugkonzepte sowie Abwicklung
von Förderprogrammen, Umsetzung von
Brandschutzbedarfsplänen, personelle Angelegenheiten in den
Wehren, Zusammenarbeit mit Verwaltungen in Ostholstein, Auslieferung
von digitalen Funkgeräten, Einführung der neuen
Alarmierungssoftware Cobra 4 , Zusammenarbeit innerhalb des LZG, der
TEL, den Feuerwehrbereitschaften und mit der IRLS die zentralen Themen
gewesen, die die Kreiswehrführung und die
Geschäftsstelle des Kreisfeuerwehrverbandes in 2016
beschäftigt haben.
Weitere Einzelheiten sind bitte dem umfangreichen Jahresbericht 2016 zu
entnehmen.
Ich bedanke mich bei allen Feuerwehren und deren Mitgliedern, dass ihr
alle an einem Strang gezogen habt und ihr wesentlich dazu beigetragen
habt, dass sich die Feuerwehren Ostholsteins so positiv in der
Öffentlichkeit präsentiert haben.
Ich bedanke mich
bei allen Ausbildern, Vorstandsmitgliedern für ihre
Unterstützung und den Verantwortlichen in den Verwaltungen,
mit denen wir erfolgreich zusammengearbeitet haben. Dem Kreis
Ostholstein mit dem Landrat an der Spitze danke ich für die
finanzielle und ideelle Unterstützung. Meinem
Vorgänger Ralf Thomsen danke ich für so manch einen
Rat, den ich manchmal gut gebrauchen konnte. Ganz besonderen Dank
spreche ich an Silja und Dirk in unserer Geschäftsstelle und
meinem Stellvertreter Michael Hasselmann, der für mich mehr
als nur ein Stellvertreter ist, aus.
Mir macht der Job als
Kreiswehrführer Spaß, auch wenn es sehr
zeitaufwändig ist und so manche persönliche
Zusammenarbeit noch verbesserungswürdig ist.
Ich
wünsche uns allen bei Erfüllung unserer Aufgaben
für die Feuerwehren immer erfolgreiches Handeln und freue mich
auf angenehme Wiedersehen in 2017.
Thorsten Plath
Kreisbrandmeister
Seinen ersten Jahresrückblick (für 2016) hielt KBM
Thorsten Plath